(Un)endlich

U-Bahn Berlin: Endlich Mobilfunk in allen Netzen

Wer mit seinem Smart­phone in Berlin unter­wegs ist, brauchte "unter Tage" in der U-Bahn am besten zwei SIM-Karten. Jetzt gibt es schnelles Netz für alle Netz­betreiber.
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Surfen, streamen, chatten über ein "High­speed-Mobil­funk­netz unter der Erde" ist jetzt für alle Fahr­gäste der Berliner Verkehrs­betriebe (BVG) möglich, egal bei welchem Netz­betreiber sie einen Vertrag haben. Die Berliner U-Bahn mit weit mehr als eine Million Fahr­gästen täglich ist ein wich­tiges Rück­grat des Berliner Nahver­kehrs und verfügt ab sofort auch auf sämt­lichen unter­irdi­schen Stre­cken über ein "schnelles und leis­tungs­fähiges" 4G/LTE-Mobil­funk­netz aller großen Mobil­funk­anbieter. Das teilten die BVG und o2-Telefónica als Projekt­führer mit.

Drei (vier) Netz­betreiber sind unter Tage (direkt) verfügbar

Alle Richtantennen für die Berliner U-Bahn (schwarz, vorne) sind Sonderanfertigungen Alle Richtantennen für die Berliner U-Bahn (schwarz, vorne) sind Sonderanfertigungen
Foto: o2-Telefónica
Nun profi­tieren nicht nur die Kunden von o2-Telefónica, sondern auch die von Deut­sche Telekom ("D1") und Voda­fone ("D2") in der Berliner U-Bahn von schnellem Mobil­funk. Kunden im Netz von 1&1-Mobil­funk nutzen das jewei­lige Roaming-Netz im Unter­grund: Aktuell also das Netz von o2-Telefónica, ab Sommer/Herbst dann von Voda­fone.

Giffey: U-Bahn-Netz durch Mobil­funk ergänzt

"Unser Berliner U-Bahn-Netz wird durch ein weiteres erst­klas­siges Netz, das 4G/LTE-Mobil­funk­netz, ergänzt. In den U-Bahnen zuver­lässig guten Handy­emp­fang zu haben, ins Internet zu gehen und E-Mails versenden zu können, gehört zu einer modernen Metro­pole für die Berli­nerinnen, Berliner und Gäste unserer Stadt dazu. Wir wollen zum Inno­vati­ons­standort Nummer eins in Europa werden. Dafür stellen wir auch mit dem zukunfts­gerich­teten Mobil­funk­ausbau unter der Erde die Weichen", freut sich Fran­ziska Giffey, Berlins Sena­torin für Wirt­schaft, Energie und Betriebe sowie Aufsichts­rats­vor­sit­zende der BVG.

Neues Netz als Grund­stein für 5G

Für das Berliner U-Bahn-Netz hat der Tele­kom­muni­kati­ons­anbieter o2-Telefónica eine "komplett neue Mobil­funk­archi­tektur" aufge­baut. Zuvor verteilte sich die Netz­technik über verschie­dene unter­irdi­sche Betriebs­räume der U-Bahn-Gesell­schaft BVG entlang des Stre­cken­netzes. Ab sofort bieten vier zentrale ober­irdisch gele­gene Rechen­zen­tren – die soge­nannten "BTS Hotels" – jeder­zeit Zugang zu den Basis­sta­tionen. Dadurch können die Netz­tech­niker der großen Mobil­funk­anbieter neue Hard- und Soft­ware deut­lich schneller "einspeisen".

Das Netz wird natür­lich weiter opti­miert, um zusätz­lich zum Grund­ausbau die Netz­qua­lität weiter zu verbes­sern, das Zauber­wort heißt: "5G". Im ersten Schritt werden die Mobil­funk­anbieter am Bahnhof Alex­ander­platz eine leis­tungs­fähige 5G-Versor­gung auf der Frequenz 3,6 Giga­hertz (Band n78) aufbauen.

Alle U-Bahn-Tunnel mit "High­speed" versorgt

Oberirdisches BTS-Hotel. Signale von Telekom, Vodafone und Telefónica werden gemischt und in den Untergrund gebracht Oberirdisches BTS-Hotel. Signale von Telekom, Vodafone und Telefónica werden gemischt und in den Untergrund gebracht
Foto: o2-Telefónica
Mit neun Linien und 175 Bahn­höfen ist das in Teilen mehr als 100 Jahre alte U-Bahn-Netz der Haupt­stadt eines der ältesten und größten in ganz Europa. Für die Netz­moder­nisie­rung in den Tunnel­anlagen der BVG haben die Tech­niker das "umfas­sendste Indoor-Mobil­funk­pro­jekt Deutsch­lands" umge­setzt. Für den Ausbau hat der Konsor­tio­nal­führer "o2 Telefónica", der hier für alle Netz­betreiber die Regie führt, auf den Tunnel­stre­cken mehr als 1000 Kilo­meter Glas­faser ausge­legt – das entspräche der Entfer­nung von Flens­burg bis nach Garmisch-Parten­kir­chen. Weiterhin hat Telefónica mehr als 1000 Kilo­meter Strom- und Hoch­fre­quenz-Kabel verlegt und 360 Tunnel-Antennen, 350 Repeater sowie 30 Basis­sta­tionen instal­liert.

Das Riesen­pro­blem: Alle Baumaß­nahmen unter Tage waren nur während der (kurzen) Betriebs­pausen mitten in der Nacht möglich. Bei jeder Baumaß­nahme war Siche­rungs­per­sonal der BVG anwe­send, der Zugbe­trieb durfte nicht beein­träch­tigt werden, das Bauper­sonal durfte nicht gefährdet werden.

BVG-Chef: Smart­phones sind ständig dabei

Auch die Berliner BVG bietet das Deutschland-Ticket an, das neben der Berliner U-Bahn auch bundesweit gilt Auch die Berliner BVG bietet das Deutschland-Ticket an, das neben der Berliner U-Bahn auch bundesweit gilt
Foto: o2-Telefónica / BVG
"Unsere Smart­phones sind unsere stän­digen Begleiter. Egal, ob privater Chat oder dienst­liche Mail – wir alle wollen online sein und das mit High­speed, auch in der U-Bahn. Deshalb ist das flächen­deckende High­speed-Mobil­funk­netz ein wich­tiger Schritt für ein noch attrak­tiveres und moder­neres Mobi­litäts­angebot. Zugleich ist das leis­tungs­fähige 4G-Netz Grund­lage dafür, dass wir in Zukunft auch in unseren U-Bahn­zügen kosten­loses WLAN anbieten können", kündigte Henrik Falk, Vorstands­vor­sit­zender der BVG, an.

Sauder (o2): Größtes Indoor-Projekt in Deutsch­land

"Wir sind stolz darauf, dass wir das größte Indoor-Mobil­funk­pro­jekt Deutsch­lands erfolg­reich abge­schlossen haben. Berli­nerinnen und Berliner sowie Gäste aus dem In- und Ausland haben jetzt auch in der U-Bahn den hohen Netz­kom­fort, den sie sonst in der Stadt gewohnt sind. Wir haben das Netz nicht nur ausge­baut, sondern eine komplett neue Mobil­funk­infra­struktur geschaffen, die eine opti­male Basis für das Netz der Zukunft bietet. Der Netz­ausbau geht ohne Pause weiter: Wir versorgen Berlin groß­flä­chig mit schnellem 5G und werden den Ausbau sowohl über als auch unter der Erde voran­treiben", erklärte Matthias Sauder, Netz­aus­bau­chef bei o2-Telefónica.

Mathias Poeten (Telekom): Froh, dass es endlich gelungen ist

Mathias Poeten, Mobil­funk­netz-Chef der Deut­schen Telekom, ist "froh, dass es nach vielen Jahren nun endlich gelungen ist, die 4G/LTE-Versor­gung im gesamten Stre­cken­netz der Berliner U-Bahn in Betrieb zu nehmen. Damit können alle Berli­nerinnen und Berliner und die Gäste in unserer Bundes­haupt­stadt in jedem der drei deut­schen Mobil­funk­netze surfen und streamen, wenn sie in der U-Bahn unter­wegs sind. Jetzt ist es an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen und mit 5G auch die neuste Tech­nologie auf den Stre­cken zur Verfü­gung zu stellen".

Tanja Richter (Voda­fone): Unter Tage ist der Netz­ausbau heraus­for­dernd

Tanja Richter, Technik-Chefin von Voda­fone, weiß "beson­ders auf Schie­nen­stre­cken unter der Erde ist der Netz­ausbau heraus­for­dernd. Wenn ein derart komplexes Projekt abge­schlossen wird, ist bei uns Netz­betrei­bern die Freude groß – unab­hängig davon, wer den Netz­ausbau feder­füh­rend verant­wortet. Die Berliner profi­tieren nun von einer erst­klas­sigen Daten- und Mobil­funk­ver­bin­dung während der Fahrt, egal bei welchem Netz­betreiber und auf welcher Strecke sie sind. Ob Arbeits­mails laden, Musik streamen oder Videos abrufen – die Daten kommen ab sofort überall schnell per LTE aufs Handy."

Daten­volumen in fünf Jahren versie­ben­facht

Das Angebot trifft den Nerv der Kunden: Dank des Netz­aus­baus hat sich etwa die tägliche Daten­nut­zung alleine bei den o2-Kunden in der U-Bahn seit 2019 auf rund 35.000 GB (etwa 35 TB) versie­ben­facht.

Nun können Menschen ihr Smart­phone nicht nur für Fahr­plan­aus­künfte, sondern auch jeder­zeit während der Fahrt für einen Blick in soziale Netz­werke wie Insta­gram oder für Musik- und Video­strea­ming nutzen.

Projekt­start war 2019

Der Projekt­start zum Aufbau des neuen Mobil­funk­netzes für die Berliner U-Bahn fiel 2019 unter heraus­for­dernde Rahmen­bedin­gungen. Um Unter­bre­chungen für die Fahr­gäste zu vermeiden, wurden die Arbeiten in den sehr kurzen, nächt­lichen Betriebs­pausen der U-Bahn erle­digt. Die Zeit­fenster für die Bauphasen waren deshalb mit etwa drei Stunden pro Nacht extrem klein.

In dem sehr (über 100 Jahre) alten Berliner Tunnel­system unter­scheiden sich die Anlagen zudem stark. Verschie­dene Bauformen, Tunnel­längen und Profile waren bei Planung und Umset­zung zu berück­sich­tigen. Höchste Sicher­heits­anfor­derungen erfor­derten eine Viel­zahl an Einzel­geneh­migungen – auch aufgrund des Umwelt- und Denk­mal­schutzes. Hinzu kamen corona­bedingte Verzö­gerungen.

Aufatmen bei den Betei­ligten

Man merkt das Aufatmen bei allen Betei­ligten. Endlich gibt es im Berliner Unter­grund ein schnelles Angebot für alle Nutzer. Bisher galt die Verwen­dung eines Dual-SIM-Tele­fons mit (mindes­tens) o2 und einem weiteren Netz in Berlin als "Must Have". Wir werden uns die Versor­gung noch im Detail anschauen und weiter darüber berichten.

Schon im Februar kam die Meldung, dass die Berliner U-Bahn "bald" fertig sein könnte.

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